Schloss / Landesburg Lechenich – Erftstadt

Die ehemalige Landesburg der Erzbischöfe und Kurfürsten von Köln, war eine der mächtigsten rheinischen Burganlagen. Auch noch als Ruine vermittelt sie den Eindruck ihrer früheren Bedeutung im Erftraum. Heute befindet sich die Anlage im Privatbesitz des Prinzen und der Prinzessin Reus.

Geschichte

Die Landesburg Lechenich ist eine der frühesten großen Bauten im rheinischen Raum, die in Feldbrandziegel errichtet wurde. Mit ihrem Bau in der Nordostecke der Stadt begann der Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg 1306, nachdem die alte Burg an der heutigen Erper Straße im Jahre 1301 zerstört worden war. Der Wohnraum, auch als Bergfried bezeichnet, wurde etwa zwischen 1306 und 1314 errichtet.
Das Hochschloss wurde unter Erzbischof Walram von Jülich (1332 – 1349) als Residenz gebaut und unter seinem Nachfolger Wilhelm von Gennep vollendet.
Die große Zeit des Lechenicher Schlosses war im 14. Jahrhundert unter Erzbischof Walram von Jülich. Es gehörte zu den bevorzugten Aufenthaltsorten des Erzbischofs, wie zahlreiche Urkunden belegen. Auch im 15. Jahrhundert hatte das Schloss noch eine herausragende Bedeutung für die Landesherren.
Hohe Gäste, wie König Sigismund oder Herzog Philipp den Guten von Burgund, wurden beherbergt. Nachdem die Erzbischöfe und Kurfürsten ihre feste Residenz in Bonn hatten, kamen sie nur noch mit ihrem Gefolge zur Übernachtung nach Lechenich, wenn sie zur Jagd in die Ville ritten oder auf Reisen waren. Sie übernachteten in der Vorburg in den Räumen des Amtshauses, auch Kellnereihaus genannt.

Im 18. Jahrhundert sind keine Übernachtungen mehr verzeichnet. Bis zum 16. Jahrhundert gehörten zur Vorburg große Wirtschaftsgebäude für die Ländereien, die vom Schlosshof aus bewirtschaftet wurden. Der Schlosshof war ein „Tafelgut“ des Erzbischofs, dessen Erträge zum Teil für die erzbischöfliche Küche verwendet wurden, wie aus den Dienstanweisungen an den Kellner (Rentmeister) zu ersehen ist. Seit dem 16. Jahrhundert wurden die Schlossländereien verpachtet.

Während der Belagerung Lechenichs im Jahre 1642 durch Söldnertruppen unter dem Befehl des Generals Guébriant wurde das Schloss nicht eingenommen, doch hatte es große Schäden davon getragen. In den Kriegen Ludwigs des XIV. von Frankreich, dessen Politik der Kölner Kurfürst Max Heinrich und sein Koadjutor Wilhelm von Fürstenberg unterstützten, wurden Stadt und Schloss durch kaiserliche Truppen unter Montecucolli im Jahre 1673 eingenommen. Nach 1679 wurden im Schloss wieder wie vor 1673 französische Truppen einquartiert, die am 21. April 1689 bei ihrem Abzug vor den mit dem Kaiser verbündeten Brandenburgern das Schloss in Brand steckten. Das Schloss hatte seine strategische Bedeutung verloren und war für die Kurkölner Politik uninteressant geworden. Lediglich als Sammelstelle der kurfürstlichen Einkünfte des Amtes behielt das Schloss seine Bedeutung. Nach dem Brand war das Schloss noch nicht so ruinös wie wir es heute sehen. Der abgebrannte Dachstuhl des Hauptschlosses und des Bergfrieds waren notdürftig repariert worden. Die Decken zwischen den Etagen blieben erhalten, um die Räume als Getreidemagazin nutzen zu können. Auch im ehemaligen großen Residenzsaal wurde Getreide aufgeschüttet.

Nach dem Neubau des Brühler Schlosses waren die Kurfürsten nicht an kostspieligen Reparaturen am Lechenicher Schloss interessiert. In den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts verfiel das Schloss immer mehr, nachdem Schäden am Dachstuhl nicht mehr repariert wurden, die Decken der oberen Etagen und Teile der Mauern eingestürzt waren. Nur die Schlosskapelle und das sogenannte „geistliche Haus“ blieben erhalten. Das Amtshaus war mehrere Jahrhunderte lang Wohnung des Amtmanns gewesen. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts verlor es als Verwaltungszentrale an Bedeutung, nachdem die Wolff Metternich zur Gracht, die über Generationen die Amtmänner in Lechenich stellten, sich überwiegend durch einen Amtsverwalter vertreten ließen, der für sie die Amtsgeschäfte führte. Der Amtsverwalter war gleichzeitig Vogt (Untervogt) und Rentmeister zu Liblar und wohnte auf der Gracht. Im Amtshaus des Schlosses wohnte der Oberkellner (Rentmeister), daher wurde es Kellnereihaus genannt. Seit dem Bau der Burg übten Schultheiß und Schöffen dort Gerichtsrecht aus. Seit 1325 führten sie ein Schöffensiegel. Aus den Akten des 17. und 18. Jahrhunderts ist zu erfahren, dass die Gerichtssitzungen im Amtshause stattfanden. Nach dem Stadtbrand von 1722 wurde die Vorburg mit Amtshaus oder Kellnereihaus, Scheune und Stallungen neu aufgebaut. In der Säkularisation wurden alle Schlossgebäude als geistlicher Besitz beschlagnahmt und 1805 versteigert. Sie wurden von Andreas Borlatti, dem Sohn des letzten Oberkellners Borlatti, zusammen mit dem Schlossweiher erworben. Einige Bauten, darunter die Reste des Südflügels mit der Schlosskapelle, wurden völlig abgerissen; sie sind nur durch eine Zeichnung, die um 1860 entstanden ist, bekannt.

Die Gebäude blieben in Privatbesitz. Nach Borlatti folgten weitere Besitzer, von denen der bekannteste Baron Bleichröder war. Heute gehört der Komplex den Freiherren von Schmidt-Elmendorff. Mit Unterstützung des Landeskonservators sind Anfang der 1960er Jahre die Schlosstürme restauriert worden, als die Kragsteine der Türme abbröckelten und die Zinnenkränze abzustürzen drohten.

Neuere Literatur: Denkmäler in Erftstadt. Loseblattsammlung. Hg. AHAG Lechenich in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Erftstadt. In Absprache mit den Autoren wurde von der Presse- und Öffentlichkeitsabteilung der Stadt Erftstadt diese Zusammenfassung auf der Grundlage der „Denkmäler in Erftstadt“ erarbeitet und veröffentlicht.